9
Jul
2007

"Hardcore von Herzen"

LM: Wir müssen uns selbst treu bleiben, dann sind wir auch außerhalb unserer eigenen Gemeinde bereit, Risiken einzugehen. Wir müssen sehr streng mit unserer Zukunft umgehen, immer bei der Wahrheit bleiben und die Folgen unserer Entscheidungen tragen. Jede Aktion erzeugt eine Reaktion. Womit können wir leben? Was können wir riskieren?


BC: Als **** ihre Meinung änderte, hat das Annie sehr tief getroffen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon so viele Sex Workshops geleitet, daß ich mich bereits an die Tatsache gewöhnt hatte, daß es ein paar Leute gibt, die Recht haben, und andere, die glücklich sein wollen.


LM: Ich glaube, diese ****Faktoren sind heilige Clowns, und ich glaube, ich rufe mich selbst zu mehr Mut auf. Dazu, mich nicht von den Clowns erschrecken zu lassen, den Giuliani-Clowns, den Polizeiclowns, den Zensurclowns, den Prozeßclowns ...


GC: ... den akademischen Clowns.


AS: Daß ich von der New York University als Gastkünstlerin eingeladen wurde, einen Packen Pornos gezeigt habe und dafür bezahlt wurde, haut mich um. Vor fünf Jahren hätte ich das nicht machen können. Das wäre zu umstritten gewesen. Jetzt gibt es sehr viel weniger Kontroversen. Als ich an der NYU auf dem Podium stand, applaudierten zwanzigjährige Mädchen wie wild. Das ist schockierend, weil dort, wo ich herkomme, alte Typen in Regenmänteln applaudierten. Jetzt besteht mein Publikum aus zwanzigjährigen Mädchen! Sie verbringen viel Zeit am Computer. Sie forschen über Sex. Vielleicht werden sie keine Performance-Künstlerinnen oder Sexarbeiterinnen, aber es wird auf den Internet-Seiten passieren. Es nimmt andere Formen an.
Ich habe eine Frage. Wenn wir immer bekannter werden, wie schaffen wir es, demütig und bescheiden zu bleiben und nicht zu sehr in unseren eigenen PR-Legenden aufzugehen?


LM: Geh öfter mal deine Mutter besuchen. Familien sind demütigend.


BC: Ich habe selten die Nase voll von Leuten, die nach etwas Höherem streben. Annie, du bist auf der Suche, auf einer Mission. Wenn du etwas "für dich selbst" tust, dann endet es meistens damit, daß du zweihundert Leuten hilfst.


AS: Ich danke dir aus tiefstem Herzen. Danke Linda und Barbara und danke dir, Gaby. Vielleicht sollte jede von uns eine kurze Zusammenfassung machen.


LM: Ich freue mich auf mehr Art/Life-Abenteuer mit dieser katholischen Frau Barbara hier und dieser unglaublichen Soulsister Annie. Wir laden die Leser ein, eigene wohltuende Erfahrungen zu machen, die zu einem höheren Bewußtsein führen.


BC: Annie sorgt dafür, daß ich gefährlich bleibe. Ich hoffe, auf euch hat sie dieselbe Wirkung.


GC: Darf ich zitieren: "Du bist wertvoll, göttlich und sehr, sehr rein. Erlaube niemandem, nichts, keinem Ideal und keiner Idee, dir im Wege zu stehen."


AS: Wie werde ich zwanzig Pfund häßliches Fett los? Und kannst du mir die Schokokekse rüberreichen?



Aus:
Annie Sprinkle, Hardcore von Herzen, Hrsg. Gabrielle Cody, Edition Nautilus, Hamburg 2004

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